Das Wort Bin Ich

Das Buch Baruch

Menge-Bibel von 1939 mit Apokryphen

- Kapitel 2 -

Ein weiteres Bekenntnis zu den Sünden des Volkes und zur Gerechtigkeit Gottes

1
Nun aber hat der Herr sein Wort wahr gemacht, das er wieder uns und unsere Richter, die Israel gerichtet haben, und wider unsere Könige und Obersten und wider die Leute von Israel und Juda ausgesprochen hatte,
2
daß er über uns großes Unheil kommen lassen wolle, wie solches noch nie unter dem ganzen Himmel geschehen sei, aber zu Jerusalem geschehen ist, wie es ja auch im Gesetz Mose’s geschrieben steht(a),
3
daß wir essen sollten ein jeglicher seines Sohnes Fleisch und ein jeglicher seiner Tochter Fleisch.
4
Und er gab sie in die Gewalt aller dieser Königreiche rings um uns her, zu einem Gegenstand der Schmach und des Abscheus unter allen Völkern im Umkreis, wohin der Herr sie zerstreute.
5
So ging es denn mit ihnen abwärts und nicht aufwärts, weil wir gesündigt hatten wider den Herrn, unsern Gott, indem wir auf seine Stimme nicht hörten.
6
Beim Herrn, unserm Gott, ist Gerechtigkeit; uns aber und unsern Vätern bedeckt heute die Schamröte das Angesicht.
7
Was der Herr uns angedroht hat, all dieses Unheil ist über uns gekommen;
8
und dennoch haben wir uns nicht an den Herrn mit der Bitte gewandt, er möge einen jeden von den Anschlägen seines bösen Herzens bekehren.
9
Und so war denn der Herr auf das Unheil bedacht und hat es über uns kommen lassen; denn gerecht ist der Herr in all seinem Tun, das er uns anbefohlen hat.
10
Doch wir haben nicht auf seine Stimme gehört, daß wir wandelten nach des Herrn Geboten, die er uns vorgelegt hat.
11
Und nun, Herr, Gott Israels, der du dein Volk aus Ägyptenland herausgeführt hast mit starker Hand und unter Zeichen und Wundern und mit großer Kraft und erhobenem Arm und dir dadurch einen Namen bis auf den heutigen Tag gemacht hast:
12
wir haben gesündigt, sind gottlos gewesen und haben Unrecht getan, Herr, unser Gott, in bezug auf alle deine gerechten Forderungen.
13
Es wende doch dein Zorn sich von uns ab! denn nur wenige sind von uns übriggeblieben unter den Völkern, wohin du uns zerstreut hast.
14
Erhöre, Herr, unser Gebet und unser Flehen, errette uns um deinetwillen und laß uns Gnaden finden bei denen, die uns weggeführt haben,
15
auf daß die ganze Erde erkenne, daß du der Herr, unser Gott, bist und daß Israel und sein Geschlecht nach deinem Namen benannt worden ist.
16
Herr, blicke herab aus deiner heiligen Wohnung und richte auf uns dein Augenmerk! neige, Herr, dein Ohr und höre!
17
Tue auf, o Herr, deine Augen und sieh! denn nicht die Gestorbenen in der Unterwelt, deren Geist aus ihrem Leibe entschwunden ist, werden dem Herrn die gebührende Ehre darbringen,
18
sondern die tiefbetrübte Seele und was da gebückt und in Schwachheit einhergeht, und die verschmachtenden Augen und die hungernde Seele: – die werden dir die gebührende Ehre darbringen, o Herr.
19
Denn nicht wegen des Rechttuns unserer Väter und unserer Könige schütten wir unser Flehen hin vor dein Angesicht, Herr, unser Gott;
20
denn du hast deinen Grimm und Zorn wider uns losgelassen, wie du es angedroht hattest durch deine Knechte, die Propheten, mit den Worten:
21
»So spricht der Herr: Beugt euren Rücken, dem Könige von Babylon zu gehorchen, so werdet ihr wohnen bleiben in dem Lande, das ich euren Vätern gegeben habe!
22
Wenn ihr aber nicht hören wollt auf die Stimme des Herrn, daß ihr dienet dem Könige von Babylon,
23
so werde ich aufhören machen in den Städten Juda’s und in Jerusalem die Stimme der Freude und der Lust, die Stimme des Bräutigams und der Braut, und das ganze Land soll zur Wüstenei werden ohne Bewohner!«
24
Aber wir haben deiner Weisung, dem Könige von Babylon zu dienen, nicht gehorcht; darum hast du deine Drohung wahr gemacht, die du durch deine Knechte, die Propheten, ausgesprochen hattest, daß unserer Könige und unserer Väter Gebeine herausgeholt werden sollten aus ihrer Grabstätte.
25
Und fürwahr, sie sind hingeworfen und preisgegeben worden der Hitze des Tages und dem Frost der Nacht; und (jene) sind in schweren Mühsalen umgekommen durch Hunger und Schwert und Verbannung.
26
Und das Haus, wo dein Name angerufen wurde, hast du zu dem gemacht, was es heute ist, wegen der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda.
27
An uns aber, Herr, unser Gott, hast du gehandelt nach deiner ganzen Milde und nach all deiner großen Barmherzigkeit,
28
wie du es verheißen hast durch deinen Knecht Mose an dem Tag, da du ihm vor den Kindern Israel gebotest, dein Gesetz aufzuschreiben, indem du sprachst:
29
»Wenn ihr nicht auf meine Stimme hört, so wird fürwahr diese große, zahlreiche Volksmenge zu einem kleinen Häuflein werden unter den Heiden, wohin ich sie zerstreuen werde.
30
Denn ich weiß, daß sie auf mich nicht hören werden; denn es ist ein halsstarriges Volk. Doch im Lande ihrer Verbannung werden sie sich bekehren in ihrem Herzen
31
und werden erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin, und dann werde ich ihnen ein Herz geben und Ohren, willig zu hören,
32
und sie werden mich loben im Lande ihrer Verbannung und meines Namens gedenken
33
und sich bekehren von ihrer Halsstarrigkeit und von ihren bösen Taten; denn sie werden daran gedenken, wie es ihren Vätern ergangen ist, die vor dem Herrn sündigten.
34
Und dann will ich sie zurückbringen in das Land, das ich ihren Vätern, dem Abraham, Isaak und Jakob, zugeschworen habe, und sie sollen es als Herren besitzen; und ich will sie mehren, und sie sollen nicht mehr vermindert werden.
35
Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, daß ich ihr Gott sei und sie mein Volk, und ich will mein Volk Israel nie wieder vertreiben aus dem Lande, das ich ihnen gegeben habe«.

Fußnoten

(a)2:2 5.Mose 28,53; 3.Mose 26,29