Das Wort Bin Ich

Das Buch Baruch

Lutherbibel von 1912 mit Apokryphen

 Zurück | Inhalt | Weiter 

- Kapitel 6 -

Der Brief des Jeremias an die Gefangenen, der sie vor dem Götzendienst bewahren soll

Dies ist eine Abschrift des Briefes, den Jeremia an die Gefangenen des babylonischen Königs schickte, um ihnen gemäß der Warnung, die er von Gott über sie erhalten hatte, zu prophezeien

1
Dies ist die Abschrift des Briefes, den Jeremia gesandt hat an die, so gefangen sollten weggeführt werden gen Babel von dem König zu Babel, darin er ihnen solches verkündigte, wie ihm Gott befohlen hatte.
2
Um eurer Sünden willen, die ihr getan habt wider Gott, werdet ihr gen Babel gefangen weggeführt werden von Nebukadnezar, dem König zu Babel,
3
Und ihr werdet zu Babel bleiben müssen viele Jahre und eine lange Zeit bis zum siebenten Geschlecht; danach will ich euch von da wieder herausführen mit Frieden.
4
Unterdes aber werdet ihr sehen zu Babel, daß man auf den Achseln tragen wird die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen, vor welchen sich die Heiden fürchten.
5
Darum sehet euch vor, daß ihr ihnen solches nicht nachtut, und den Heiden nicht gleich werdet.
6
Und wenn ihr sehet das Volk, das vor und nach geht, die Götzen anbeten, so sprecht in eurem Herzen: Herr, dich soll man anbeten!
7
Denn mein Engel soll bei euch sein, und ich will eure Seelen rächen.
8
Ihre Zunge ist vom Werkmeister fein gemacht, und sie sind mit Gold und Silber geziert; aber es sind Werke der Lüge, und können nicht reden.
9
Sie schmücken sie mit Gold wie eine Metze (a) zum Tanz, und setzen ihnen Kronen auf.
10
Es geschieht aber auch, daß die Pfaffen (b) > das Gold und Silber von den Götzen stehlen, und es umbringen mit den Huren im Hurenhaus.
11
Und sie schmücken die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen mit Kleidern, als wären's Menschen.
12
Sie können sich aber nicht verwahren vor Rost und Motten.
13
Und wenn man ihnen ein Purpurkleid anzieht, so muß man ihnen den Staub abwischen, der dick auf ihnen liegt.
14
Und er trägt ein Zepter in der Hand wie ein König; und kann doch niemand strafen, der ihm Leid tut.
15
Er hat auch ein Schwert und eine Axt in der Hand; er kann sich aber des Kriegsvolks und der Räuber nicht erwehren. Daran sieht man wohl, daß sie nicht Götter sind. Darum fürchtet sie nicht!
16
Gleichwie ein Gefäß, das ein Mensch braucht, wenn es zerbrochen wird, unnütz ist, ebenso sind ihre Götzen.
17
Wenn man sie in ihre Häuslein setzt, werden sie voll Staub von den Füßen derer, die hineingehen.
18
Die Priester verwahren der Götzen Tempel mit Türen, Schlössern und Riegeln, daß sie von den Räubern nicht gestohlen werden; eben als wenn man einen gefangen legt und verwahrt, der sich am König vergriffen hat, und zum Tode verurteilt ist.
19
Sie zünden ihnen Lampen an, und deren viel mehr, denn sie für sich selbst anzünden; und sie sehen doch nichts.
20
Sie sind wie die Balken im Hause, und die Würmer, so auf der Erde kriechen, fressen ihr Herz und ihre Kleider; und sie fühlen's doch nicht.
21
In ihrem Angesicht sind sie schwarz vom Rauch im Hause.
22
Und die Nachteulen, Schwalben und andere Vögel setzen sich auf ihre Leiber und auf ihre Köpfe, desgleichen auch die Katzen.
23
Daran könnt ihr ja merken, daß es nicht Götter sind, darum fürchtet sie nicht!
24
Das Gold, das man um sie hängt, sie damit zu schmücken, gleißt nicht, wenn man den Rost nicht abwischt. Da man sie gegossen hat, fühlten sie es nicht.
25
Aus allerlei, das köstlich ist, hat man sie gemacht, und ist doch kein Leben darin.
26
Weil sie nicht gehen können, muß man sie auf den Achseln tragen, daran die Leute sehen können, daß es schändliche Götter seien.
27
Es müssen sich auch ihrer schämen, die sie ehren, darum daß sie weder von sich selber können aufstehen, so sie auf die Erde fallen, noch sich regen, so man sie aufgerichtet hinsetzt, noch sich aufrichten, so man sie anlehnt. Und wie man den Toten Gaben vorsetzt, also setzt man ihnen auch vor.
28
Was ihnen aber geopfert wird, das bringen ihre Priester um: desgleichen auch ihre Weiber salzen davon ein, und geben weder dem Armen noch dem Kranken etwas davon.
29
Unreine Weiber und Sechswöchnerinnen rühren ihre Opfer an. Daran könnt ihr ja merken, daß es nicht Götter sind. Darum fürchtet sie nicht!
30
Denn woher sollen sie Götter heißen? Denn die Weiber pflegen der silbernen, goldenen und hölzernen Götzen.
31
Und die Priester sitzen in ihren Tempeln mit weiten Chorröcken, scheren den Bart ab, und tragen Platten, sitzen da mit bloßen Köpfen,
32
heulen und schreien vor ihren Götzen, wie man pflegt an der Toten Begängnissen.
33
Die Pfaffen stehlen ihnen ihre Kleider, und kleiden ihre Weiber und Kinder davon.
34
Man tue ihnen Böses oder Gutes, so können sie es doch nicht vergelten. Sie vermögen weder einen König einzusetzen noch abzusetzen.
35
Sie können weder Geld noch Gut geben. Gelobt ihnen jemand etwas, und hält es nicht, so fordern sie es nicht.
36
Sie können einen Menschen vom Tode nicht erretten, noch einem Schwächern helfen wider den Starken;
37
Sie können keinen Blinden sehend machen, sie können einem Menschen in der Not nicht helfen;
38
Sie erbarmen sich der Witwen nicht, und helfen den Waisen nicht.
39
Denn sie sind hölzern, mit Gold und Silber geziert, den Steinen gleich, die man aus dem Berg haut. Darum müssen, die sie ehren, zu Schanden werden.
40
Wie soll man sie denn für Götter halten, oder so heißen, da doch auch die Chaldäer nicht groß von ihnen halten?
41
Wenn sie einen Stummen sehen, der nicht reden kann, bringen sie den Bel herbei und sagen, der Stumme solle ihn anrufen, gleich als verstünde er's.
42
Und wiewohl sie wissen, daß kein Leben in ihnen ist, doch laufen sie ihnen nach.
43
Die Weiber aber sitzen an den Wegen, mit Stricken umgürtet, und bringen Obst zum Opfer.
44
Und wenn jemand vorübergeht, und eine von ihnen hinwegnimmt, und bei ihr schläft, rühmt sie sich wider die andere, daß jene nicht sei wert gewesen wie sie, daß ihr der Gurt aufgelöst würde.
45
Alles, was durch sie geschieht, ist eitel Trügerei. Wie soll man sie denn für Götter halten, oder so heißen?
46
Von Werkmeistern und Goldschmieden sind sie gemacht, und was die Werkmeister wollen, muß daraus werden und nichts anderes.
47
Und die, so sie gemacht haben, können nicht lange leben. Wie sollten denn das Götter sein, die von ihnen gemacht sind?
48
Darum geben sie den Nachkommen nur Ärgernis und Ursache zur schändlichen Abgötterei.
49
Denn wenn Krieg oder sonst ein Unglück über sie kommt, ratschlagen die Pfaffen untereinander, wo sie sich zugleich mit den Götzen verbergen wollen.
50
Darum kann man wohl merken, daß es keine Götter sind, weil sie sich selber weder vor Krieg, noch anderm Unglück schützen können.
51
Denn es sind doch nur hölzerne, vergoldete und übersilberte Götzen. Darum wird man hinfort wohl erkennen, daß es Trügerei ist, allen Heiden und Königen wird offenbar werden, daß sie nicht Götter sind, sondern von Menschenhänden gemacht, und ist keine Gottheit in ihnen.
52
Darum kann jedermann wohl merken, daß es nicht Götter sind.
53
Denn sie erwecken keinen König im Lande, sie geben den Menschen nicht Regen,
54
und nehmen sich keines Regierens noch Strafens an, so wenig wie die Krähen, so in der Luft hin und wieder fliegen.
55
Wenn das Haus der hölzernen, vergoldeten und übersilberten Götzen vom Feuer angeht, so laufen die Pfaffen davon, und verwahren sich vor Schaden; sie aber verbrennen wie die Balken.
56
Sie können weder Königen noch einem Kriegsvolk widerstehen. Wie soll man sie denn für Götter halten oder nennen?
57
Die hölzernen, übersilberten und vergoldeten Götzen können sich nicht schützen vor Dieben und Räubern.
58
Denn die sie in ihre Gewalt bekommen, ziehen ihnen das Gold und Silber ab, und das Gewand, damit sie bekleidet sind, und gehen davon; so können sie sich selber nicht helfen.
59
Darum ist viel besser ein König sein, der seine Macht beweisen kann, oder ein nützlicher Hausrat sein, der im Hause nütze ist, oder eine Tür, die das Haus verwahrt, oder eine hölzerne Säule in einem königlichen Saal, denn ein solcher ohnmächtiger Götze.
60
Sonne, Mond und Sterne scheinen, und sind gehorsam, wie sie Gott heißt.
61
Desgleichen der Blitz leuchtet, daß man ihn sieht; der Wind weht in allen Landen,
62
und die Wolken fahren durch die ganze Welt, und tun, was sie Gott heißt.
63
Also auch das Feuer von oben her schlägt Berge und Wälder, und tut was ihm geboten ist.
64
Die Götzen aber sind diesen weder an Gestalt noch an Kräften zu vergleichen. Darum soll man sie nicht für Götter halten oder so heißen; denn sie können weder strafen noch helfen.
65
Weil ihr denn wißt, daß es nicht Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen.
66
Denn sie können die Könige weder verfluchen noch segnen.
67
Sie können auch kein Zeichen am Himmel den Heiden anzeigen; sie können es nicht licht machen wie die Sonne, noch einen Schein geben wie der Mond.
68
Die unvernünftigen Tiere sind besser denn sie; die können doch in eine Höhle fliehen und sich verwahren.
69
Darum ist allerdings offenbar, daß sie keine Götter sind.
70
Denn wie eine Vogelscheuche im Garten nichts verwahren kann, also sind auch ihre hölzernen, vergoldeten und übersilberten Götzen nichts nütze.
71
Und wie eine Hecke im Garten ist, darauf allerlei Vögel nisten, oder wie ein Toter, der im Grabe liegt, also sind ihre hölzernen, vergoldeten und übersilberten Götzen.
72
Auch kann man es daran merken, daß sie nicht Götter sind: der Scharlach, den sie umhaben, wird von den Motten zerfressen, und sie selbst endlich auch dazu, daß ihrer jedermann Spottet.
73
Wohl dem Menschen, der gerecht ist, und keine Götzen hat! Der wird nicht zu Spott.

Fußnoten

(a)6:9 leichtfertige Weibsperson
(b)6:10 Götzenpriester